In jedem unserer uma newsletter gibt es einen Impuls für einen Naturgang – passend zur jeweiligen Jahreszeit. In unserem Blog führen wir die Impulse gesammelt auf.
In Verbindung mit den Vogel-Geschwistern
Dieser Naturgang ist inspiriert vom sorbischen Brauch der Vogelhochzeit Ptači kwas, einem in der deutschen Lausitz beheimatetem altslawischen Volk (verwandt mit den slawischen Wenden im Wendland. Der Brauch ist aber auch in anderen Regionen bekannt). Mit Kostümen in Vogelgestalt wird am 25.1. bei einem Umzug und mit feinem Gebäck (aus Vögeln und Nestern) die Vogelhochzeit nachgespielt, nachdem die Kinder morgens die Süßigkeiten eingesammelt haben, die ihnen die Vögel über Nacht gebracht haben – als Dank fürs Füttern während der kalten Winterzeit.
Das mit diesem Brauch verknüpfte Lied «Ein Vogel wollte Hochzeit halten…» ist weitum bekannt (Text am Ende des Newsletters). Im deutschen Volkslied heiraten Amsel und Drossel, beim sorbischen Brauch bilden eine Sroka (Elster) und ein Hawron (Rabe) das tierische Brautpaar.
Der Naturgang-Impuls lockt spielerisch ins Thema Naturverbindung: Wir basteln uns einen Schnabel und schlüpfen für einen Moment in einen Vogelkörper! Vielleicht finden wir dieses Vorgehen kindisch, lächerlich, schamvoll? Und erliegen damit einer langen herrschaftlichen Kultur, die «rituelle Verkleidung» nur noch den Kindern zugestand? Oder wir erlauben uns ein wenig närrische Freiheit, um neue Erfahrungen zu ermöglichen? Frühling eben?!
Nimm zwei Dinge mit auf deinen Naturgang: etwas Vogelfutter oder Körner von deinem Müsli. Und eine selbstgebastelte Vogelschnabelnase. Vielleicht wählst du dir auch ein spezielles Vögelchen aus, mit dem du innerlich in Verbindung gehst? Vielleicht liest du vorgängig noch etwas über seine Eigenart und spezifische Lebenskunst?
Nimm dir für den Naturgang 2-3 Stunden Zeit (oder mehr). Stell dir einen Wecker auf die Rückkehr-Uhrzeit, dann musst du nicht ständig auf die Uhr schauen. Bau dir zu Beginn des Naturgangs eine Schwelle aus Naturmaterialien (Äste, Steine, Blumen, einen Kreis oder eine Linie in den Schnee treten oder Laub wegwischen…). Über diese Schwelle wirst du am Ende zurückkehren und sie auflösen.
Der Impuls lautet:
«Geh über die Schwelle. Verbinde dich noch einmal mit dem/deinem zu Ende gehenden Winter und füttere die Vögel mit deinen Gaben. Dann ziehe den Vogelschnabel über und erlaube, dass das Vogelwesen auf seine Weise «Besitz von dir ergreift», was immer sich dann ereignet. Lege am Ende des Naturgangs deine Vogel-Gestalt wieder ab, fühl dich ganz als Mensch und werde beim Überschreiten der Schwelle gewahr, dass du mit diesem Spiel den Frühling eingeladen hast!»
Die Kunst wird sein, keine Erwartungen an diese kleine «Verwandlung» zu haben. Selbst wenn sich nur für einen winzigen Augenblick deine Wahrnehmung über (d)eine rein menschliche, gewohnte Wahrnehmung hinaus weitet, trittst du mit einem Geschenk in das neue Jahr ein, das sich erst entfalten wird.
